Von heiligen und unheiligen Orten
Das sind weite Begriffe und können je nach Betrachtungsebene ziemlich unterschiedlich empfunden oder interpretiert werden und doch führen sie uns letztlich immer wieder auf die gleichen Lebensthemen zurück. Nicht selten finden wir uns inmitten dieser Spannungsfelder im täglichen Leben wieder. Nur diese Örtlichkeiten und ihre Zuweisung sind längst nicht so klar, wie wir schnell überflogen wohl meinen. Sind sie den wichtig? Ich weiss nicht wie wichtig Sie selber sich sind, wie wichtig Andere für Sie -, die Umgebungen oder die Erde für Sie sind? Doch ein paar Überlegungen und vielleicht ein Nachsinnen ist es alleweil wert.
Schon mal überlegt, sind Sie Teil eines heiligen oder unheiligen Ortes? Ich weiss das ist eine etwas schräge Fragestellung und doch Lebensebenen gibt es ganz verschiedene und auf jeder Ebene verschiedene Verknüpfungen. Nehmen Sie sich als Beispiel: innerlich bestehen Sie aus unterschiedlichen Prägungen und Anteilen. Ihr individueller Seelenanteil, was sozusagen die Persona ist, besteht aus unzähligen Prägungen und Anpassungen. Sie sind geprägt durch Ihre Lebenswünsche und durch äussere Gegebenheiten, wie Ihre damalige Familiengegebenheiten, Partner – Partnerin, Ihre Religion, die Integration in Ihrem Umfeld, die Schulen die Sie besuchten und Ihre Freundinnen/ Freunde. Welche Taktiken mussten Sie anwenden um in Ihrem Umfeld zu „überleben“ und erwachsen zu werden. Welche Eigenschaften haben sich als Segen erwiesen und haben Sie in den Himmel Ihrer Seele gehoben und welche haben Sie in die Hölle Ihrer Seele verstossen? Sind dies nicht auch heilige und unheilige Orte? Gibt es den in Ihnen nicht auch bspw. eine ungeliebte Besenkammer, einen unheimlichen Kellerteil, ein „Zimmer“ das Sie an sich nicht mögen oder einen verstaubten Dachboden mit allerlei Unbenutztem darin oder die Schatzkammer – wo Sie all Ihren Reichtum aufbewahren, eine Küche die Sie mit allerlei Nahrung versorgt oder eine Ruhe-Ort wo Sie sich völlig entspannen können?
Ihre Wohnstätte könnte heilige und unheilige Orte beherbergen?
Wir leben und beleben fortwährend unser „zu Hause“ egal ob bewusst oder unbewusst, ob innerlich oder äusserlich. Wir beleben und werden belebt durch die Beziehungen die wir in irgendeiner Form pflegen. Genau so wie unsere Beziehungen im Aussen. Doch im Drinnen in unsere Wohnstätte, wie sieht es da aus? Haben Sie eine Beziehung zu Ihrer Wohnung/ Ihrem Haus oder Ihrem Innern- Ihrem Rückzugsort? Nehmen wir doch das Badezimmer als Beispiel, was ist das für ein Ort? Am morgen treffen Sie sich dort im Spiegel, im Übergang zwischen „sich selbst“ und Ihrer „Tagesrolle“. Ein Ort wo Sie Ihre lästigen Nachträume oder die Erlebnisse und den Schmutz des Tages von sich waschen oder sich des Überflüssigen Ihrer Verdauung und Körperfunktionen entledigen können – oder das Gegenteil, wo Sie sich pflegen für den kommenden Tag oder sich für ein freudiges Fest stylen und sich zu recht machen. Ist dies nun ein profaner, ein Unort oder ein heiliger Ort oder was ist er überhaupt? Ein banaler funktionaler Raum, Ja und Nein, den Sie beleben und leben in diesem Raum und der Raum belebt auf Sie zurück. Und wie sieht es den mit anderen Räumen bei Ihnen aus, wie beseelt sind diese – sowohl Unorte wie Wohlfühlorte!
Heilige Orte
Auch hier stellt sich die Frage, welcher Teil der „Ortsseele“ ist gemeint und wie tief lassen wir uns auf diese Seelenbeziehung ein. Ist der heilige Ort der Strand am Meer mit seiner Weite, der Berggipfel der über alles thront oder die Waldlichtung mit ihrer natürlichen Stille, gar ein uralter Baum mit seiner Weisheit, eine Kirche mit ihrer Sicherheit oder Ihr Wohnzimmer wo Sie einfach sich sein können? – Sie alle können es sein! Und haben Sie sich an solchen Orten schon einmal innerlich, -persönlich auf den „Ort“ eingelassen und auf sich wirken lassen? Haben Sie dort schon einmal Ihre Fragen gestellt? Sind Sie schon einmal mit Ihrem Wohnzimmer, Badezimmer oder dem Obstbaum im Garten in bewusste Beziehung getreten?
In der Natur im ursprünglichen Sinne sind es Naturheiligtümer, Orte wo die Seele der Erde und die Seele der Menschen einfacher zueinander finden oder Orte die in besonderer Weise belebt sind. Beispielsweise haben wissenschaftliche Untersuchungen der neolithischen Bauten in England ergeben, dass diese ausschliesslich an Orten erstellt wurden mit erhöhter natürlicher Radioaktivität oder mit abnormen Erdmagnetfeldern. Die menschlichen Folgekulturen und Folge-Religionen haben öfters diese Orte in ihrer Interpretation übernommen bis hin zum Christentum mit einfachen Kapellen, Münstern, Kathedralen und Maria geweihten Grotten, Quellen, Bäume, Felsen und Wahlfahrtsorten.
In unseren Häusern hatten wir den „Herrgottswinkel“ oder noch weiter zurück den Feuerherd als heiligen Ort, der selbstverständlich zugleich im Alltag diente. Also kreierte Plätze im Alltag, – die alltäglich genutzt wurden und zugleich das Besondere im Raum signalisierten und selbstverständlich auf uns zurück reflektierten. Die Geomantie knüpft an diesen Bräuchen an und kreiert auch heute in unseren modernen Bauten „Wohlfühl –„ oder „heilige Alltags-Orte“. Geomantische Installationen können mithelfen, wenn Teile in unserem Leben/ Lebensraum fehlen zu komplettieren oder neu zu aktivieren
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