Um Zwölf da kommen die Wölf
So endet ein Zahlen-Reim den ich noch aus meiner Kindheit kenne. Möglicherweise kommen um zwölf Uhr ein Dutzend Wölfe, doch die tatsächliche Anzahl blieb mir steht‘s verwehrt –ich schlief vorher ein! Doch das Thema 12 ist zum zwölften Monat des Jahres genau richtig. Etwas irritierend ist die Bezeichnung Dezember für den zwölften und letzten Monat des Jahres, verweist doch „Dece“ auf 10. Dies kommt aus einer anderen Zeitrechnung, aber mehr dazu ein anderes Mal.
Doch noch vorneweg, in der Zahlenmystik oder in der pythagoreischen Rechnungsweise hatten die Zahlen noch einen geistigen Inhalt und die Zahl 1 steht für Gott. Gott ist Eins und unteilbar und damit gab es in der antiken, hoch entwickelten Rechnungsart keine geteilten Zahlen.
12 die alles ordnende Zahl
Nun die Zwölf ist eine Art von „Gegenüber“ von Gott, sie ist oder war die durch und durch strukturierende Zahl. Was auch nicht wirklich verwundert, den der Kosmos ist das Grösste was wir kennen und die Gezeiten des Kosmos waren die Vorgaben der irdischen Strukturen. Der Sternenhimmel ist in 12 Sternzeichen unterteilt und die Sonne durchwandert diese Sternzeichen jährlich. Vor der gregorianischen Zeitrechnung war der Mondzyklus bestimmend, interessanterweise entstehen aus der Differenz der beiden zueinander genau 12 Tage bzw. Nächte, diese Differenz sind die Raunächte. Normalerweise erleben wir 12 Mondzyklen pro Jahr und es gibt noch ein paar interessante Zusammenhänge zwischen dem Mond und der Zahl 12. Wir haben es hier also mit immer wiederkehrenden Zyklen zu tun. Der Kreis ist in 360 Grad eingeteilt, ein Mass in der Zwölfer-Reihe, welches in der Geometrie und in der Astronomie gebräuchlich ist. 60 Bogenminuten sind 1 Winkel-Grad. Zudem lässt sich die Zeit daraus berechnen, dreht sich die Erde um 1 Grad weiter verstreichen dazu 4 Minuten. Es gab nach der französischen Revolution Bestrebungen einen 400 -Grad –Kreis zu konstruieren, doch die daraus resultierenden Zahlen sind nicht zu „handlen». Ein gleichschenkliges Dreieck hatte damit ein Winckelmass von 66.66 Grad anstatt 60 Grad. Aber auch Längenmasse wurden abgeleitet, 12 Fuss war eine «Rute» oder Stab. Aus der kosmischen Prinzip wurde die Mitte des Landes ermittelt, der Geburtsort der Nation, auch Omphalos genannt. Von dieser Mitte aus wurde das Land vermessen. Die «Ruten» waren wiederum Amtszeichen der römischen Liktoren, die das «Recht» vollzogen. Im Krieg führte der Feldherr ein Bund der «Ruten» mit einem Beil darin mit. Denn er hatte das Recht über Leben und Tod zu entscheiden. Dieses Abbild finden wir heute noch im Kantonswappen von St. Gallen den wieder. Damit wurde die kosmische Ordnung nicht «nur» in Zeit und Mass umgesetzt, sondern auch die Einhaltung des Rechts, der Ordnung umgesetzt. Auch im musischen Bereich der Sphärenklänge finden wir die Zahl 12 wieder, in der 12-Ton-Leiter.
Ikosaeder
War König Arthus jüdisch und Jesus Kelte
In den Sagen und Mythen verschiedensten Völker bis hin zu verschiedenen religiösen Überlieferungen, taucht in eigenartiger Weise die Zahl 12 auf: Jesus sammelte 12 Jünger, Jakob hatte 12 Söhne – daraus erwuchsen die 12 jüdischen Stämme Israels, der keltische König Arthus versammelte 12 Ritter an seiner Tafel-Runde, Athen und Rom kannten 12 Gottheiten, Odin führte 12 Götter an, der irische heilige Finnian von Clonard sammelte 12 Apostel und gründete das keltische Christentum, sein Gedenktag in der kath. Kirche ist der 12.12.eines jeden Jahres ……..
Nun gut, aber was soll uns dies den sage?
Jesus umringt von den 12 Aposteln
Das gesellschaftliche und kulturelle Abbild
Doch nun zurück zur kosmischen Ordnung und zum kosmischen Rhythmus. Die eigenartige Erscheinung der 12 in den Mythen und religiösen Überlieferungen, teilen mit, dass es sich dabei um eine kosmische Gesellschaftsform handelt, die in ihrem Zentrum das Nationalheiligtum, seinen Heiligen, seinen Sonnenkönig oder ein, heiligen Ort birgt. Aus der Blütezeit der irischen Könige und aus Island kennt man diese Gesellschaftsstruktur gut. Das Land wurde in 12 und darüber in 4 Abschnitte unterteilt, jeder 12te Teil und seine Bewohner repräsentierten ein Sternzeichen. Der Sonnen-König reiste entsprechend durch die irdisch-kosmischen Abschnitte und hielt unter anderem dann dort Gericht, es wurden die örtlichen Masse geprüft, Markt gehalten und und und, sein Durchzug glich einer Prozession. Zu den Sonnenwenden kehrte der König in sein „Mittelreich“ zurück, musische Festlichkeiten in Ausformung der 12 Qualitäten wurden zelebriert, die nationalen Gerichtsfälle geführt und sicherlich auch nationale Politik gemacht. Die grossen Gerichte waren Zusammengesetz aus einem Richter jeder der 12 Abschnitte, einem Geschworenen aus jedem der Abschnitt und einem Abgeordneten aus jedem der Abschnitt. So repräsentierten sie wiederum die kosmische Ordnung. Wahrscheinlich ist dies die Vorläuferform unserer heutigen Demokratie. Jeder Abschnitt wurde von einem eigenen untergeordneten Herrscher geführt, denn die Bewohner eines jeden Teils waren verantwortlich, die Eigenheiten ihres Sternzeichens um zu setzen und zu pflegen. Dies ging bis hin zu musikalischen und künstlerischen Interpretationen.
Dieses komische Gesellschaftssystem war nicht orts- oder kulturgebunden. Als die Franzosen anfangs des 19 Jh. Madagaskar kolonialisierten, fanden sie dort eine vollkommen intakte und ausgebildete kosmische Gesellschaftsform vor. Die kulturellen Überreste in China weisen ebenso in diese Richtung, möglicherweise war die 12 eine natürliche, globale und gesellschaftsregelende Zahl.
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