Geister
Dieses Wort wird wohl manchen Leser sogleich in Alarmbereitschaft versetzen. Da es in Pluralform meistens sofort mit jenseitigen, zumal schaurigen Erscheinungen in Verbindung gebracht wird. Das diese Erscheinungen und deren Existenz auf völlig kontroverse Meinungen stossen ist mir bekannt. Keine Angst ich behalte Bodenhaftung. Sachlich betrachtet ist das Wort «Geister» mehrdeutig, den damit werden nicht nur gespensterhafte Gestalten bezeichnet, nein es kann sich dabei auch um menschliche oder tierische „Intelligenz“ handeln oder Bewusstsein in irgend einer Form. Zudem scheint es so, als würde die Pluralform eher in einer negativen Besetzung und die singuläre Form eher in einer positiven oder sachlicheren Art wahrgenommen. Letzteres ist sicherlich auch eine gesellschaftliche Prägung, haben wir doch in unserem christlichen Kulturkreis einen «Heiligen Geist».
Bleiben wir noch einen Moment bei der Anwendung des Wortes.
«Geister» bezeichnet Individuen, welches jedes für sich unterschiedlich oder gleichgeartet als Gruppe aufgefasst werden kann. Hierbei ist man schnell bereit von Gespenstern zu reden, obwohl eigentlich auch Engel zu dieser Gruppe gezählt werden müssten. Wohingegen das Wort «Geist» irgendwie eine Qualität oder Zielrichtung aufzunehmen scheint. Im Französischen könnte man es als Esprit bezeichnen.
So kennen wir auf einzelne Personen bezogen Ausdrücke wie: sie hat einen offenen Geist, er hat einen klugen Geist oder jemand ist geistreich. Im übergeordneten Sinn benutzen wir das Wort «Geist» als Bezeichnung für eine gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, religiöse oder kulturelle Strömung, hinter der eine Idee und eine Bewegung stehen. Dieser Idee kann man sich als menschliches Individuum und als Gruppe anschliessen, in dessen Dienst stellen oder sich gar verpflichten. Ganze Kulturepochen entstanden und entstehen so, wie die Romanik, Gotik, Renaissance, Barock; Klassizismus, Jugendstill etc. Diese Prägungen beschränken sich nicht nur auf die bildenden Künste, sondern finden sich auch in staatlichen- politischen Gebilden und ihren Ausgliederungen, in den Religionen, in der Wissenschaft und möglicherweise selbst in der Evolution. Mindestens bei letzterem würden wir dann bei Rubert Sheldrake landen mit seiner Theorie der «morphogenen Felder». Platon war ein Verfechter der Ansicht, dass hinter der «Idee» ein übergeordneter «Geist» steht, auch Rudolph Steiner zielte deutlich in diese Richtung.
Wir bemerken «Geist und Geister» haben durchaus diesseitigen Charakter und die Möglichkeit gleichzeitig im Jenseitigen zu fussen. Schwierig ist dabei nicht diese Zwei- oder Mehrteiligkeit sondern dieses sogenannte Jenseits oder wie immer man es nennen will.
Doch kehren wir nochmals zum Wort zurück. Die plurale und singuläre Form von «Geist» sowie die Bedeutung deren im Einzeln, zeichnen eine scheinbare Gespaltenheit auf wie wir oben schon Bemerkt haben. Diese scheinbare Mehrdeutigkeit setzt sich meiner Ansicht nach weiter fort, bspw. das Adjektiv «geistreich» in der Gegenüberstellung zum Substantiv «Geisterreich» oder «Zeitgeist» und «Zeitgeister» aufzeigen. Und doch nimmt man ihre innere Verwandtschaft deutlich war.
Die Schwingen der Seele
In allen Erwägungen über den „Geist“ ist man sich einig, dass es sich um ein feinstoffliches oder immaterielles Etwas handelt, das bewegt und belebt. «Geist» ist beschreibbar, erlebbar jedoch erst in seiner Umsetzung greif- oder begreifbar. Indes sagt das Wort «Geist» oder «Geister» nichts über seine Erscheinungsform oder über dessen Bestand pränatal oder nach dem Tode als solches aus. Spätestens hier kommt der Begriff der Seele hinzu. Vom Altgermanischen gibt es eine Ableitung mit der Bedeutung See. Wonach die verstorbenen Seelen sich in Seen sammelten. Hierbei wären wir dann bei den Überlieferungen, wonach die Frauen die Seelen ihrer zukünftigen Kinderseelen an bestimmten Quellen, Teichen oder Seen empfingen bspw. der Tittisee im Schwarzwald (Titti ist die Mundartbezeichnung für Baby). Dies würde für diesen damaligen Kulturkreis auf die Auffassung einer Seelenwanderung hindeuten. Damit ist nicht gesagt, dass die Seelenwanderung akzeptiert ist, den immer gab es auch die Materialisten, die die Meinung vertraten und vertreten nach dem Tode ist mit allem Schluss. Im altgriechischen, hebräischen und lateinischen Sprachgebrauch wurden die Begriffe: Pneuma, Psyche, Noos/Nous, Thymos; – Rouch, Neschamas, Nefesch; – Anima, Intellectus mit weiteren Unterkategorien; für die Seele bzw. deren Aspekte verwendet. Diese Begriffe beinhalten einerseits die «Seele» und anderseits gibt es meist keine scharfe Abgrenzung zum Begriff «Geist» und dennoch war man bemüht verschiedene Ebenen von Geist und Seele zu bezeichnen und zu beschreiben. Die vielen Bezeichnungen zeigen die Schwierigkeit deren Beschreibung auf.
Ist Materie lediglich ein Bewusstseinszustand
Die kontroverse Diskussion zum vorgeburtlichen Bestehen der Seele, der Zusammensetzung dieser und dem Verbleib der Seele oder des Geistes nach dem Tode, hält bis in die heutige Zeit unvermindert an. Die Psychologie hat viel zum empirischen Verständnis beigetragen, führte man doch zuvor meistens theoretische dogmatische Diskussionen. Durch die Naturwissenschaften gelangen wir zu neuen Erkenntnissen, in anderen Bereichen und wir wissen heute, dass unsere materielle Welt zu 99.9% aus Energie besteht, also nicht stofflich ist. Diese Tatsache eröffnet die Möglichkeit einer Parallel-, Geist- oder Geisterwelt – auch wenn man dies nicht wahrhaben will.
Berichte aus erster Hand von Nahtoderlebnissen oder Erscheinungen, scheinen mir in diese naturwissenschaftliche Erkenntnis deshalb zu passen.
Das Gespenst
Eine aktuelle zugetragenes Beispiel dazu:
Eine junge Familie erwirbt in der Deutschschweiz ein älteres Haus. Der Familienvater, der mit Religion, Geisteswissenschaften oder dergleichen absolut nichts am Hut hat, führt vor dem Einzug diverse Renovationsarbeiten durch. Dabei erscheint ihm mehrfach eine ältere Frau – ein Geist. Diese Situation ist für die Familie nicht tragbar und es wird Abhilfe gesucht. Die Familie entschliesst sich dazu, ein Ritual durchführen zu lassen. Von einer Drittperson wird ein Licht- und Räucherritual im Haus durchgeführt um diesen «Geist» von dieser Örtlichkeit zu lösen. Nach der Räucherzeremonie werden die in allen Zimmern entzündeten Kerzen sorgsam gelöscht. Danach verlässt die Person das Haus. Kurze Zeit darauf betritt der Eigentümer die Räumlichkeiten und findet in einem Zimmer eine erneut brennende Kerze vor.
Die Erscheinung blieb von da ab aus. Natürlich kann man in Bezug auf die Erscheinung kontrovers Argumentieren im Sinne, dass es sich um Wahrnehmungstäuschungen oder um Projektionen des Familienvaters handelte, die sich dann auflösten. Damit ist aber nicht die Realität, wen auch möglicherweise auf einer anderen Existenzebene, der Geisterdame wiederlegt. Das absolut Markante an dieser Geschichte ist die Schlusssituation. Das Geistwesen in Erscheinung treten und wir diese mit unseren Sinnen wahrnehmen können ist das Einte. Jedoch das diese Wesenheiten in unser materielles Bewusstsein eintreten und auf dieser Ebene tätig werden, ist nochmals etwas ganz anderes!
«Alle Kerzen wurden sorgsam gelöscht» – daran gibt es keinen Zweifel. «Kurze Zeit darauf betrat der neue Besitzer das Haus und fand in einem Zimmer eine erneut brennende Kerze vor» eine höchst wunderliche Tatsache.
Aus dieser Einzelgeschichte ist die Möglichkeit der genseitigen Interaktion ableitbar.
Damit ist natürlich der Disput was die Seele oder Geist ist noch längst nicht beendet. Ich gehe davon aus, dass diese Themen uns noch einige HundertJahre beschäftigen werden. In Anbetracht der wachsenden künstlichen oder digitalen Intelligenz hoffe ich sogar sehr, dass uns dieses Thema beschäftigen wird.
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