Herbst-Mythologie
Halloween und andere Pumkins
Das ist doch dieser neuamerikanischer Brauch mit den Fratzen-Kürbissen den man überall vergeblich zu vermarkten sucht? Das ist doch der Abend mit diesem Kinderumzug, verkleidet als Monster die von Tür zu Tür ziehen mit dem Sprüchen: „gib mir süsses sonst gebe ich dir saures!“
Na, wenn ich da so in die Runde unserer mythologischen Bräuche und Rituale schaue, so ist die Aufmachung neuamerikanisch, der Rest aber ur-europäisch.
Doch zuerst ein kleiner Abstecher in die griechische Antike
Hades der Gott der Unterwelt war Junggeselle und brauchte eine Frau. Natürlich nicht irgendeine Frau, es musste eine Göttin sein, hübsch mit guten Eigenschaften und aus gutem Haus stammend. Der Kreis des Olymps war nicht sonderlich gross und er warf ein Auge auf die Tochter des Götterpaares Demeter und Zeus namens Persephone. Da er keine Ahnung von Frauen hatte, dafür von magischen Früchten, entführte er kurzerhand Persephone in die Unterwelt und machte sie sich mittels einem Granatapfel gefügig. Damals herrschten noch raue Sitten unter den Götter und Göttinnen. Für uns Menschen war das ziemlicher „Mist“, den Phersephone war für das Wachstum und das Ergrünen der Natur zuständig – es herrschte also Dürre auf der Erde. Demeter als ehrbare Urgöttin hatte noch einen Funken Verantwortungsbewusstsein uns gegenüber (in der Überlieferung machte sie sich Sorgen um ihre Tochter) und stieg hinab ins Reich des Dunkeln und besiegelte einen Deal mit Hades, denn als neues Familienmitglied und gegenüber seiner Schwiegermutter musste er sich doch irgendwie erkenntlich zeigen. Also kurzum, der Deal besagte: Persephone kann ca. 2/3 im Jahr ihrer gütigen Neigung und Aufgabe auf Erden nachgehen und den Rest verbringt sie im Haus und am Herd bei Hades.
Uff- und was heisst das nun?
Persephone war selbstverständlich schlauer als Hades und wenn sie am 31. Oktober in die Unterwelt ziehen muss, nimmt sie natürlich all ihre Zofen, Mägde, Diener, alle Pflanzenwesen und sonst noch ein paar Naturwesen mit auf den Umzug (die Natur zieht sich zurück), sie hat doch keine Lust im Schattenreich zu darben. Was geschah nun, ganz einfach, es hat zu wenig Platz für alle im Schattenreich und Hades muss seine eigenen Schützlinge bis zur Maria Lichtmesse oder dem Birgit-Tag auf die Mittelerde auslagern. Ein bisschen blöd für ihn, doch so ist`s nun mal und deshalb sind Seinesgleichen und weitere Seelenheiten in der dunklen Zeit bei uns.
Und öffnen Sie Ihre Haustür, wenn draussen Ihre Ahnen anklopfen?
Hier sind wir mitten im keltischen Brauchtum gelandet! Wie wir aus der Geschichte mit Hades und Persephone erfahren haben geht es um die Ur-Kräfte der Erde und ihre Weseneheiten und die Geschichte kann durchaus zu anderen Kulturen wie das Keltentum in Bezug gebracht werden.
Halloween ist demzufolge ein uralter Brauch, wo unsere Ahnen zu uns auf Besuch kommen. Bei mir sind sie willkommen. Wieso auch nicht, ich hatte sie im Leben gern und nun auch im Seelenkleid. Ansonsten ist es eine gute Gelegenheit miteinander ins reine zu kommen! Abgesehen von meinen willkommenen Ahnen, sind da noch ein paar andere Gestalten die etwas sonderbar aussehen, deswegen aber nicht verstossen werden müssen, die haben durchaus auch ein paar versteckte gute Eigenschaften. Was aber leider über die Zeit verloren ging, unter anderem auch die Anführerin des ganzen Tross. Man/ Frau bereiteten ihr wie den Ahnen ein gutes Mahl und ihr Besuch in jedem Haus war ein Zeichen des Segens und sie brachte Geschenke mit. In der Antike könnte es die Hekate gewesen sein und bei uns war es die Percht und anders wo die weise Frau Holle.
Halloween wurde also als Zeitwendefest gefeiert und rituell wurden die Lichtwesen verabschiedet und die dunkleren oder die Erd-Wesen und die Ahnen mittels einem rituellen Mahl begrüsst, dazu gehörten auch Kräuter-Räucherungen, aber auch Tanz und Ausgelassenheit. Der Kürbis hat lediglich da und dort den Platz der „Rübe“ eingenommen, der „Räben-lichtli“ –Umszug gehört demzufolge genau so zu Halloween wie der Pumkins. Persönlich schmeckt mir aber die Kürbis-Suppe eindeutig besser 🙂
Am 29. Okt. 2016 feiern wir ganz einfach mit ein paar Kräuterköstlichkeiten und Kürbissuppe, Halloween und die Eröffnung des Kräutergartens und des Schulungsraums in Rosenau. Mehr dazu finden Sie auf meiner Homepage unter Veranstaltungen oder im aktuellen Newsletter. Melden Sie sich bei mir an info@livingcircles.ch und wenn Sie wollen, nehmen Sie Ihre Ahnen ungeniert mit, wir haben auch für sie einen Platz!
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