Meine ersten Zahlenbekanntschaften waren mit mystischen Zwergen versehen.
Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Schulstunden, wo es ums Rechnen ging? Bei mir gab es verschiedenfarbige Zwerge, die synonym für die ersten Zahlen im 1×1 standen. Natürlich waren wir ganz am Anfang des 1×1 und zugegebenermassen das 1×1 und die Zahlenmystik sind nicht zu vergleichen, doch eines haben sie gemeinsam, die Zwerge. – Ja Zwerge!?“
Als Kind fand ich es sehr sympathisch, dass ein bestimmter Zwerg eine bestimmte Zahl repräsentierte, sie war somit für mich personifiziert und fassbar. In der Zahlenmystik, die uns heute fremd ist, verhält es sich insofern ähnlich, als dass die Zahl eine Verkörperung eines Geistprinzips repräsentiert. Die Griechen waren Meister der geistreichen Zahlen, man denke an den Pythagoras-Lehrsatz, ein Lehrsatz des Goldenen Schnitts, wie er in der Natur überall anzutreffen ist. Die Art und mystische Weise mit den Zahlen um zu gehen ist wahrscheinlich in unseren Breitengraden bis ins Neolithikum zurück zu verfolgen und auf dem Zeitstrahl vorwärts gesehen, weit in die westliche, christliche Kultur hinein. Speziell an der Zahlen-mystik der Pythagoreer war die Unteilbarkeit der ganzen Zahlen, sie weigerten sich also in Brüchen zu rechnen.
Die Zahl 1
Die 1 war mystisch gesehen gar nicht darstellbar, denn sie repräsentierte das allumfassende Göttliche als solches – sie ist alles und aus ihr entspringt alles und sie gebiert neue Geschöpfe aber Gott als solches ist nicht teilbar. Es dürfen hier auch Parallelen zu religiösen Ansichten gezogen werden. So gib es im Christentum wie im moslemischen Glauben die Anweisung „sich kein Bildnis von Gott zu erstellen“. In der Geometrie, wo sich die Zahlenmystik in Form und Proportionen entfaltet, ist diese Einheit aus der die Vielheit sich gebiert mittels eines Kreises dargestellt. Aus dem Kreis entwickelt sich dann ein jedes. Damit gelangen wir wortwörtlich ins Spannungsfeld der nächsten oder ersten eigentlichen Zahl, es ist Zahl 2
Die 2
Mystisch betrachtet ist es nicht möglich die 2 wie arithmetisch aus 1+1 zusammen zu fügen, es gibt das allumfassende Göttliche nur einmal, deshalb ist es die eigentliche erste Zahl. Sie steht für Spannung und Gegensatz, sie ist die Dualität und aus ihr entsteht das Leben. Wohl das schönste Symbol kennen wir aus dem asiatischen Raum, das Yin-Yang-Zeichen, welches aktiv & passiv, männlich & weiblich, anziehend & abstossend, hell & dunkel, oben & unten signalisiert. Die 2 ist das abgrenzende und verbindende. Aus den biblischen Geschichten gehören Adam und Eva, Kain und Abel oder Moses und Aron zur 2. In unserem Kulturkreis wurden bestimmte Fabelwesen wie der Vogelgriff aus Basel (Löwe & Adler), Kentauer (Mensch & Pferd) oder die Meerjungfrau (Mensch & Fisch) ebenfalls der 2 zu gerechnet, also dem Verbinden von Gegensätzen, damit ensteht eine entsprechende Dynamik. In der Geometrie ist die 2 die Linie. Wird im Kreis der Durchmesser als Linie eingezeichnet, so verbindet die Linie zwei Punkte und unterteilt (trennt) zugleich den Kreis in zwei gleiche Teile. Mystisch betrachtet lässt dieser Vorgang viele Fragen entstehen und sogleich befinden wir uns damit in der Philosophie und damit in bester Gesellschaft bei den Pythagoreer.
Damit schreiten wir zur 3
Die Zahl 3
Die 3 ist fest in unserem Denken verankert, was nicht weiter verwunderlich ist. Die Zahl 3 ist die vollkommene Zahl und stellt sich als Dreieck dar und ist mystisch aus 1+2 zusammengefügt. Oft ist ein Auge in das Dreieck eingezeichnet und wir so zum Symbol Gottes bzw. dessen Geist. Die Drei-Faltigkeit als christliches Symbol ist uralt und in allen Religionen und ich behaupte in allen Kulturen zu finden. Im hinduistischen Glauben stehen für die Drei-Einigkeit Brahma, Vishnu, Shiva, ähnlich zeigt es sich in den chinesischen Religionen, viele vergangene Gottheiten hatten 3 Gesichter bzw. 3 Tätigkeitsfelder bspw. die griechische Hektate hatte ein Hundegesicht , einen Pferdegesicht und ein menschliches Antlitz. Zugleich waren Ihre Rollen und Personen im „Himmel“ oder im Apoll die Göttin Selen, auf der „Mittelerde“ war sie die Göttin Diana und im Reich der Schatten die Göttin Hektate. Damit sprechen wir zugleich die Dreiheit der mystischen Welt an, wie sie sich in allen Kulturen abzeichnet. Das System „Himmel, Erde, Schattenreich“ ist in allen Religionen und Kulturen zu finden und auch hier ist die 3 die vollkommene Zahl und sie ist tief in unserem Sein verwurzelt. Die Geometrie beschreibt die 3 mit 2 Kreisen die sich überschneiden, in ihrer Mitte bildet sich daraus ein Drittes, die „Vesica Piscis“, die sogenannte Fischblase. An einigen Kirchen findet man das Abbild von Christus in der Vesica Piscis. Nach christlicher Terminologie ist er das Dritte das entstanden ist (Vater, Sohn und heiliger Geist). Die 3 ist die Kreation des Stofflichen und die erste Zahl die eine Fläche beschreibt und damit treten wir in die Schöpfung ein und das wesenhafte Göttliche zieht sich von nun an von Zahl zu Zahl weiter.
Und noch die Zahl 4
Die Piscis darf als Uterus der Geometrie bezeichnet werden und aus ihr gebiert sich die Quadratur und damit die Zahl 4. Mit ihr sind wir komplett auf der irdischen Seite angelangt, sie ist die Zahl der Erde, die Zahl der Ur-Elemente, der 4 Himmelsrichtungen und der 4 Mondphasen. Mit ihr und den weiteren Zahlen dringt der göttliche Geist tiefer und tiefer in die Welt und unser Sein ein.
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