Quellen waren schon immer heilig
Wasser ist das Lebenselixier par Excellence. Physikalisch ist dieses nasse Etwas ausser allen Normen und Gesetzen, es pulsiert und formt und genau diese Extravertiertheit ermöglicht überhaupt unser Leben auf unserem blauen Planet. Wasser ist aber nicht einfach Wasser – es gibt zich verschiedene Wasser:
Oberflächenwasser, als Flüsse und Bäche, See und Meere – Süss- und Salzwasser. Wir kennen atmosphärisches Wasser, als Luftfeuchtigkeit, Wolken und Regen. Als geologisches Wasser wie unterirdische Seen, Grundwasser das wiederum diverse Unterscheidungen hat, juveniles Wasser, Wasseradern, Mineral- und Thermalwasser, artesisches Wasser etc.
Besondere Orte sind jene, an welchen unsere Erde dieses köstliche Nass aus ihrem Schoss gebiert – schlicht Quellen genannt. Dieser Begriff Quelle impliziert nicht nur den Aspekt von Etwas das an einem Punkt austritt und in mögliche Richtungen expandiert, sondern vielmehr konzentrieren sich dort Begriffe wie: „das Ursprüngliche“, „die Herkunft“, „der Überfluss“ „eine Erscheinungsart“ oder „ins Leben oder ins Bewusstsein treten“. Der Begriff „Quelle“ bedeutet aber auch ein räumlicher Ort, der Erscheinungs- und Manifestations- Ort. Wir implizieren im Begriff Quelle also durchaus mit qualitativen Begriffen. Der räumliche Bezug beinhaltet jedoch weitere Ebenen, das Hervortreten aus etwas, dieses Gebähren beschreibt im Eigentlichen zwei wesentliche Ebenen: die diesseitige, materiell wahrnehmbare „ans Licht tretende“ Ebene und die jenseitige, verborgene, überschwängliche, dunkle und herkunftsbezogene Ebene. Eine Quelle ist also eine fortwährender Geburtsort von Leben – ein Ort der Seelen. Die Quelle ist ein Ort mit zeitlichen Qualitäten von Rhythmus, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Deshalb war im Volksglauben die Quelle ein Ort wo Frauen die Seelen oder die neuen Kinder als solches in den Schoss gelegt bekamen. Wasser ist steht’s weiblich und die Namensgebung der Flüsse und Bäche geht oftmals auf eine heilige Göttin oder Nixe zurück. bspw. der Rhein geht auf die Göttin Reitia zurück auch im nahen Schwarzwald finden wir Bäche dessen Namensgebungen auf vergangene Kulturen und Göttinnen zurück gehen.
Die Quelle als Weltenspiegel
Das Wasser kommt also von der Jenseitswelt und von der Erde selbst und trägt natürlich diese Qualitäten beim Wechsel in das Diesseits mit. Der Quell- Ort hat in sich eine dritte Dimension, diesen Übergangscharakter zwischen den Welten, welcher für die Ansiedlung von Geistwesen und Seelen prädestiniert ist. Das bedeute, das man an diesen Übergangsorten auch leichteren Zugang zu diesen Zwischenwelten findet. Quellen waren schon immer heilig. Deshalb ist Quellwasser oft besonders erfrischend, lebendig und energetisch aufgeladen und kann je nach Wassercharakter auch als Heilwasser wirken. Thermalquellen können sowieso zu den Heilquellen gezählt werden und von diesen haben wir in der Region des Rheingrabens und der Grossregion Basel ja nicht wenige:
Thermalquelle Zurzach mit ihrer Heiligen Verena, Badenweiler ist ein uralter heiliger Quell- und Göttinnen-Ort, Die Magdalener –Quelle aus Magden, der Name sagt schon auf wen sie Bezug nimmt, welche schon längere Zeit das Solebad von Rheinfelden mit Schwefelwasser versorgt. : so ist die Quelle der Ergolz verehrt und geheiligt worden, die Munzachquelle bei Liestal war viele Jahre Anziehungspunkt für Pilger und Heilquelle zugleich. Das Quellwasser aus der Ermitage bei Arlesheim gilt als Heilwasser. Die Ermitage ihrem Bezug zur Odiliensage und damit zur Göttin und Schutzpatronin des Elsass, ist von sich aus schon ein starker Ort.
Heilige Orte wurden stehts okkupiert
Interessanterweise stehen immer wieder alte, noch nicht bedarfsbezogen gebaute Kapellen und Kirchen nahe bei Quellen oder sogar über ihnen. Dies erstaunt nicht weiter, sind doch Wasserrituale heute noch in unserem religiösen Leben fest verankert. Wohl das wichtigste Wasserritual in unserer christlichen Religion ist die Taufe. Bei den Urchristen wurden oft richtige Taufbecken angelegt, in welche die Täuflinge (dazumal auch viele erwachsene Menschen) vollkommen eintauchten. Jesus wurde im Fluss von Johannes getauft. Mindestens in der katholischen Ausrichtung existiert das Weihwasser, welches auch bei Einweihungen von Räumlichkeiten Anwendung findet. All diese Rituale beinhalten eine göttliche Geistübertragung, die Segnung und den Aspekt von Gesundung, Heilung oder Reinigung. Man denke an das Lourdes- Wasser oder an das jährlich wiederkehrende Reinigungs- und Segnungsritual im Hinduismus, das Bad im heiligen Fluss Ganges. In früheren Zeiten voll zog man auch bei uns rituelle Waschungen an Heilquellen oder brachte sein Leid in Form eines geknotetem Stoffstreifens zur Reinigung und Heilung an die Quelle. Da die Quelle als Seelen- Ort der Ahnen und der zukünftigen Gemeinschaftsmitglieder, sowie Ort der Göttin, Nixen, des Pans und andere Naturseelen galt – gab es – Quellen die als Weissagungs- Orte galten und entsprechend befragt wurden.
Die Quellenverehrung existiert auch im digitalen Zeitalter
All diese Aspekte sind auch in unsere Gegend an den „heiligen“ Quellen noch zu finden. geomantisch sind diese Ort stark geistig ausgeprägt und hoch schwingend. Oft ranken sich Heiligen- oder Geistergeschichten um diese Quellen. In Frankreich gelang es dem Volk viele sogenannt heidnisch verehrte Quellen in den neuen glauben des Christus zu überführen und somit die Verehrung des heiligen Ortes weiter zu führen. Im Elsass gibt es viele Quellen die mit einer kleinen Kapelle bedacht sind, die wunderbare heilige Quelle von Chatellion sûr Seine wurde mit einer Marienfigur bereichert und die die dortige Tradition der Quellenverehrung, welche seit dem Keltentum belegt ist, konnte bis heute weiter geführt werden. In der Bretagne sind viele Quellen regionalen Schutzheiligen anvertraut die spezifische Krankheiten und und Seelennöte heilen. Die Quellbesuche sind heute noch in den Prozessionen eingebettet. Manchmal ist die Quelle direkt an der Kirche zu finden und hat noch ihren uralten Drachen – Ausgussmund oder oft sind die Quellen mit Statuen des zuständigen Heiligen und einem kleinem Tauchbecken und Sitzgelegenheiten ausgestattet.