Räuchern zur Mittsommerwende
Am 21. Juni ist es bei uns wieder so weit, innerhalb des jährlichen Sonnenzyklus erreicht die Sonne am 21. Juni ihren höchsten Stand und damit feiern wir den längsten Tag. Der höchste Sonnenstand und die längste Tageszeit haben einerseits und unübersehlich mit viel Licht und andererseits mit einer Wende zu tun. Seit je her sagt man diesem Wendepunkten spezielle, magische Qualitäten nach, an diesen Tagen sollen die Wege zu den geistigen und spirituellen Welten leichter zu begehen sein. Da erstaunt es nicht, dass sich um diese Datum herum Brauchtum gebildet hat, welches weiterhin Bestand hat. Aus der keltischen Zeit stammen die Feuerbräuche. Die Christianisierung Europas übernahm die alten Traditionen, so wurde zum Beispiel im 5. Jahrhundert der Gedenktag an Johannes den Täufer auf den 24. Juni fest gelegt und in ganz Frankreich werden die St. Jean-Feuer im Sommer entzündet.
Die geistige Welt
Wenn man die Symbolik der christlichen Feste und der Verehrung deren Heiligen betrachtet, ist es sicherlich nicht verkehrt, davon aus zu gehen, dass über die Mittsommerwende eine spezielle Zeitqualität herrscht. Pfingsten ist nicht weit von der Mittsommerwende entfernt und inhaltlich geht es in Pfingsten darum, dass Gott seinen Geist auf die Erde sendet. Im jüdischen Kontext steht die Erinnerung an Moses der von Gott die Gebote erhalten hat, also eine göttliche Inspiration erfahren hat. Johannes taufte die Menschen mit dem Geist des Wassers und Christus, der auch eine Sonnensymbolik inne hat, taufte mit dem Geist des Feuers. Johannes selbst soll geäussert haben, dass Christus mit „Feuer und mit Geist“ taufen werde. Feuer und Licht ist das Thema der Mittsommerwende und Feuer ist auch seit je her Sinnbild für die spirituelle und geistige Inspiration.
Magische Pflanzen
Pflanzen die zur Sommersonnwende erblühen oder ein besondere Bewandtnis dazu haben, wurden auch mit geheimnisvollen Mächten ausgestattet. Das Johanniskraut wurde geräuchert um Wetterzauber zu vollbringen, der Beifuss wurde unter anderem für magische Bannräucherungen verwendet auch die Königskerze zählt zu den zauberkräftigen Johanniskräutern. Die Mistel die aus der Altvorderzeit stammt, spielt in der germanischen Überlieferung eine besondere Rolle, ihre Art ist auch äusserst bemerkenswert, wächst sie doch ohne Bodenkontakt auf den Bäumen und stammt somit wortwörtlich aus einer anderen Welt. Ihre Früchte reifen in der dunkelsten Zeit des Jahres und sie wird damit zu einem Gegenspieler des längsten Tages.
Bei Wendepunkte öffnen sich die Tore
In der germanischen Überlieferung wird der Sonnengott Baldur durch eine Mistel tödlich verletzt – sein Glanz nimmt ab. In den schamanischen Weisheiten, die in unseren religiösen Entwicklungen immer noch mit schwingen, öffnen sich bei Sterbenden für kurze Zeit die Tore des Jenseits. Stirbt eine Gottheit ist dieser Raum umso grösser. Daher beziehen die spezifischen Pflanzen auch ihre magischen Kräfte und daher ist ein vollzogenes Ritual in einer solchen Zeit, sei es ein Mittsommerfeuer oder eine spezielle Räucherung zum Sonnenaufgang am 21. Juni, eben auch näher bei den geistigen Kräften.
Das Ritual
Sich diesen Kräften zu öffnen ist eine wunderbare Sache. Vielerorts werden die traditionellen Mittsommerfeuer am Vorabend entfacht, dabei können alte Gegebenheiten dem Feuer übergeben werden einmal als Reinigung und im zweiten Gang als Zukunfts-Wünsche.
Wunderbar ist auch den die Sonne am Morgen vom 21. Juni mit einer Räucherung und einer kleinen Meditation zu empfangen. In der Meditation kann man sich auf die geistigen Kräfte der Sonne, des göttlichen und deren Inspiration fokussieren und sich davon inspirieren lassen. Als vortreffliche, begleitende Räucherung bietet sich dazu: Beifuss, Wachholder und Iris an. Auch Weihrauch ist wie die genannten heimischen Pflanzen dazu geeignet den Geist zu öffnen und so eine Inspiration einfacher zu empfangen. Der Sonnenaufgang in unseren Breitengraden wird am 21.06. ca. um 05.30 Uhr statt finden.
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